2020 war ein ungewöhnliches Jahr für die Häfler Ortsgruppe. Seit 2016 führen wir hier Frühstücksbusse durch, auch Bürger:innen- bzw. Quartiersfeste haben hier schon einige stattgefunden und eigentlich sollte in diesem Jahr das vierte „Weihnachten für alle“ stattfinden. Doch die Corona-Pandemie hat auch uns dazu gezwungen, umzudenken.
Mit einem virtuellen Kaffeekränzchen und einer virtuellen Werkstatt für Dialogformate sind wir dennoch munter gestartet. Das Schöne daran – und an unserem darauffolgenden ersten Onlinekommunikationstraining – war der Umstand, dass aus ganz Deutschland Engagierte teilnehmen konnten. So lernten wir die Kooperationspartner:innen unserer Dresdener Ortsgruppe „Freiberg für alle“ kennen sowie die Münchner Bürgerstiftung. Auch Vertreter:innen des Teams von Mobilitea aus Essen, die wir über die Hertie-Stiftung kennengelernt hatten, konnten wir zum Training begrüßen. Das war eine großartige Bereicherung sowohl für uns als auch für das Training selbst, führt Mobilitea doch ein frühstücksbusverwandtes Format durch.
Gemeinsam mit dem Bündnis für Vielfalt, das wir in Friedrichshafen mitbegründet haben, führten wir dann Corona-gerechte Formate durch: Am 23. Mai, dem Tag des Grundgesetzes, ging es mit einer Abstandsmenschenkette und unseren liebsten Artikeln aus dem Grundgesetz in die Fußgängerzone. Die Herausforderung dabei: Nicht mit Querdenker:innen verwechselt werden. Das bot tatsächlich viel Anlass zum Gespräch mit Passant:innen, die uns mal freundlich, mal aggressiv und mal belehrend ansprachen. Da kam uns das vorherige Auffrischen unseres Kommunikationstrainings gerade recht!
Ein Highlight im Sommer war die erste Queer Pride-Kundgebung in Friedrichshafen, zu der Frühlingserwachen als Kooperationspartner eingeladen wurde. Wir konnten außerdem aus Vereinsmitteln helfen und haben den Flyerdruck für das Event bezahlt. Das war ein schönes und seltsames Gefühl, waren wir doch lange diejenigen gewesen, die sich von Kleinspende zu Kleinspende gehangelt haben.
Am Tag der offenen Gesellschaft, dem 20. Juni, führten wir eine Aktion unter dem Motto „black lives matter“ durch, wieder gemeinsam mit dem Bündnis für Vielfalt. Auch wenn die traditionelle offene Tafel nicht möglich war, wollten wir ein klares Zeichen setzen, denn: Rassismus hat in einer offenen Gesellschaft keinen Platz.
Am Internationalen Tag der Demokratie, dem 15. September, luden wir mit dem Bündnis für Vielfalt mit viel Abstand ins Graf-Zeppelin-Haus ein, Friedrichshafens größtes Veranstaltungshaus. Mo Asumang war zu Gast und alles drehte sich um eine Demokratie ohne Rassismus.
Beim diesjährigen Seekult-Festival, das sein 10-jähriges Jubiläum feierte, wurde unsere Ortsgruppenleiterin Lena Reiner eingeladen, ein paar Worte zu sagen. Ihr Thema: „Nicht nur mit Rechten reden“. Daraufhin meldeten sich einige Interessierte bei uns, die sich Frühlingserwachen vor Ort anschließen möchten. Wir sind also guten Mutes, dass unsere Ortsgruppe die Pandemie heil übersteht.
Normalerweise veranstalten wir im Dezember jedes Jahr ein „Weihnachten für Alle“ an der Uferpromenade. Live-Musik, Punsch und Plätzchen in geselliger Stimmung waren dieses Jahr allerdings leider nicht möglich. Deshalb gab es eine abgewandelte Version: Gemeinsam mit Familien und Studierenden packten wir insgesamt 50 Weihnachtspakete für Bedürftige. Ein großes Dankeschön geht an die Teestube Friedrichshafen, die so nett war, die Pakete zu verteilen.